Wiedervernässung Barnbruch
Reaktivierung des Landschaftswasserhaushaltes im Waldgebiet Barnbruch
Ein Projekt des BFAD-Mitglieds
Niedersächsische Landesforsten
Ansprechpartnerin: Annemarie Gawlik
Die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) entwickeln nach einer umfangreichen Landschaftsökologischen Systemanalyse (LESA) im Rahmen von zwei Kompensationsflächenpools das Waldgebiet Barnbruch im Forstamt Wolfenbüttel. Dabei liegt der Fokus auf dem Umbau von Nadelholzbeständen in lichte Stieleichenwälder sowie Erlen-Bruchwälder und auf der Reaktivierung des Landschaftswasserhaushalts.
Das rund 1.300 ha große NLF-Waldgebiet Barnbruch ist eine ehemalige Auen- und Bruchwaldlandschaft. Heute ist sie überwiegend von Kiefern-, Eichen- und Weichlaubholzbeständen geprägt. In der Krautschicht dominieren auf den grundwassernahen Standorten Arten wie Ufersegge (Carex riparia) und Sumpfreitgras (Calamagrostis canescens). Erlenbruchwälder sind nur noch vereinzelt zu finden. Die Gräben im Gebiet weisen vielerorts erhöhte Salzfrachten auf, deren Herkunft noch nicht abschließend geklärt werden konnte. Vermutlich handelt es sich um geogen bedingte Salzaufstiege.
Auf der Basis der Ergebnisse einer Landschaftsökologischen Systemanalyse (LESA) haben die NLF im Osten des Barnbruch einen Kompensationsflächenpool eingerichtet, der im Jahr 2020 aufgrund der guten Nachfrage durch einen weiteren, direkt angrenzenden Pool ergänzt wurde. Zudem ist die erneute Erweiterung des Pools geplant. Im Rahmen der Erstinstandsetzung lag der Schwerpunkt der Arbeiten auf dem Umbau von Nadelholzbeständen in lichte Stieleichenwälder und auf der Reaktivierung des Landschaftswasserhaushaltes.
Im Zuge der Renaturierung wurden zunächst auf 32 ha des insg. 180 ha großen Projektgebietes unter Belassung von rd. 70 Habitatbäumen/ha Kiefernwälder in lichte Stieleichenwälder mit dem Ziel der Schaffung besonderer Habitatstrukturen umgebaut. Dabei wurden 2.000 Stieleichen-Großpflanzen/ha mittels Baggergabelpflanzung gepflanzt, die sich mit einem Anwuchsprozent von über 90 als bestes Verfahren erwies. Die aufkommende Birkennaturverjüngung, die auch Bestandteil der Zielkonzeption ist, musste teilweise zugunsten der gepflanzten Eichen zurückgedrängt werden. Die Pflege dieser Flächen wird künftig nur nach naturschutzfachlichen und nicht mehr nach forstlichen Kriterien erfolgen.
Das intensive, in der Fläche liegende Entwässerungssystem haben die NLF bisher auf einer Länge von 3.900 m zurückgebaut und setzen die Arbeiten weiter fort. Mit dem Schleusengraben durchzieht zudem ein Gewässer III. Ordnung das Gebiet. Nach einem umfangreichen Wasserrechtsverfahren, das in guter Zusammenarbeit mit der Unteren Natur- und Wasserbehörde sowie dem Unterhaltungsverband abgeschlossen werden konnte, begann die vollständige Verfüllung des Grabens. Im Herbst 2022 wurde der Graben zu 70 % der Gesamtlänge verfüllt. Dann mussten die Arbeiten aufgrund von Nässe eingestellt werden. Die restlichen Arbeiten wurden im Herbst 2023 abgeschlossen.
Weitere Informationen unter:
https://www.landesforsten.de/bewirtschaften/naturdienstleistungenflaechenmanagement/Landschaftsökologische Systemanalyse (LESA) – mit Methoden zum Erfolg
Die landschaftsökologische Systemanalyse beschreibt die wesentlichen, landschaftsökologisch steuernden Prozesse zwischen Gebiet und Umgebungslandschaft und wie diese auf Verbreitungsmuster von z. B. Biotopen, Flora und Fauna wirken. Die Kenntnis des aktuellen Gebietszustandes mit Lage der dort prägenden Wechselwirkungen zwischen abiotischen und biotischen Faktoren bildet die Grundlage für eine effektive, erfolgreiche Revitalisierung.